Der Vorsitzende der VKII Repräsentative Berlin (Verein Kamerunischer Ingenieure und Informatiker), Herr Narcisse Bonomak stammt aus Kamerun und kam aufgrund seines Studiums nach Deutschland. Ein Teil seiner Verwandten lebt auch heute noch in Kamerun und er reist sowohl privat als auch geschäftlich in sein Heimatland (BONOMAK 21.06.2016, 3:40).
Institutionelle Ebene
Der eingetragene, gemeinnützige Verein ist die größte Diasporaorganisation im Bereich Technologie in Deutschland und wurde im Jahr 2000 in Frankfurt (Main) von kamerunischen Studenten gegründet (BONOMAK 21.06.2016, 25:40). Der derzeitige Vorstandsvorsitzende in Frankfurt (Main) ist Steve N. Kommogne. Der Vorsitzende der Repräsentanz des Vereins in Berlin ist Herr Narcisse Bonomak (ebd. 6:45). Der VKII besteht aus insgesamt 430 Mitgliedern und 1.500 Sympathisanten in ganz Deutschland. Strukturell gliedert sich die Einrichtung in den Vorstand und in einen wissenschaftlichen Beirat, der aus sechs Arbeitsgruppen (Academy, Business-Intelligence, Mechanical Engineering, IT, Civil Engineering, Energy) besteht (VKII 2016 a).
Die Arbeitsgruppen sind mit der Initiierung und Durchführung der Projekte (etwa 3 bis 4 Projekte pro Jahr) betraut, die vorrangig in den Bereichen Technologie und Energieversorgung angesiedelt sind (ebd. 7:50). Dabei werden zum einen eigene Projektideen, die aufgrund von Nachrichten und der Mundpropaganda von kamerunischen Bekannten entstehen, umgesetzt. Zum anderen wird mit Partnern zusammengearbeitet, die eine Idee haben, aber keine Kapazitäten (z.B. Wissen, Personal) um sie umzusetzen (BONOMAK 21.06.2016, 4:25). Darüber hinaus unterstützt der VKII Studenten aus Kamerun während ihres Studiums in Deutschland im Rahmen eines Mentoring Programms (ebd. 5:58).
Die Finanzierung der Projekte erfolgt sowohl über Fördergeber wie dem CIM (Centrum für Internationale Migration und Entwicklung) und dem BMZ als auch über Stiftungen. Des Weiteren wird der Verein teilweise durch die Industrie und Forschungsbereich in Deutschland sowie Kamerun unterstützt. So wurden beispielsweise die Solaranlagenpanel für das hier vorgestellte Projekt „Village Solaire in Ndambog“ von dem Forschungsinstitut ISC-Konstanz durch Herrn Paul Ngwe Mbeleg (Mitglied des Vereins) vertretet zur Verfügung gestellt. Herr Mbeleg ist ebenfalls der Projektleiter gewesen (BONOMAK 21.06.2016, 16:00).
Der Aspekt der Vernetzung, der sich in dieser Kooperation zeigt, spielt für den Verein auch in anderen Bereichen eine große Rolle. So sollen etwa im Rahmen des Vernetzungsprojekts DiSEKTEA (Diaspora Supported Education, Knowledge, Technology and Entrepreneurship in Africa) Experten (insbesondere Professoren und Studenten) der kamerunischen und äthiopischen Diaspora vernetzt werden, um ihre Kompetenzen zu bündeln. Es wurden bereits Veranstaltungen an den Universitäten in Yaoundé/Kamerun und in Addis Abeba/Äthiopien zum Austausch und der Vernetzung durchgeführt. Weitere afrikanische Länder sollen folgen (ebd. 8:30).
Im Jahr 2015 wurde eine Dependance des VKII in Kamerun eingerichtet, um die Projektrealisierung vor Ort effizienter zu gestalten. Weitere Dependancen in Frankreich und anderen europäischen Ländern zur Erweiterung dieses transnationalen Netzwerks sind in Planung (ebd. 12:40). In Deutschland will sich der Verein auf lange Sicht mit anderen Diasporaorganisationen vernetzen (ebd. 25:58).
Transnationale Aktivitäten
Das Projekt „Village solaire in Ndambog“ im Küstengebiet Kameruns aus dem Jahr 2012 soll hier exemplarisch für die transnationalen Aktivitäten des VKII vorgestellt werden. Es lässt sich dem SDG Nr. 7 zuordnen. Geplant und durchgeführt wurde das Projekt durch die VKII Energy Group. Die Finanzierung wurde vom CIM und einigen privaten Firmen in Kamerun übernommen (BONOMAK 21.06.2016, 12:00). Ziele des Projektes waren die Elektrifizierung des Dorfes Ndambog durch Sonnenenergie sowie die Ausbildung von lokalem Personal für die Wartung und Instandhaltung der Technologie (VKII 2016 b).
Vor dem Start des Projektes wurde in einem Gespräch mit dem Dorfältesten von Ndambog geklärt, ob das Projekt von der Zielgruppe, also der lokalen Dorfbevölkerung befürwortet wird. Damit die lokale Wirtschaft profitieren konnte, wurde das Material für das Projekt größtenteils vor Ort gekauft (ebd. 13:49). Weiterhin wurden Kooperationsvereinbarungen mit Partnern vor Ort getroffen. Der VKII versucht dabei bevorzugt Personen, die eine Diasporaerfahrung haben in die Projekte einzubinden, also beispielsweise kamerunische Unternehmer, die in Deutschland studiert haben und daraufhin in ihr Heimatland zurückgekehrt sind. Bonomak begründet dies damit, dass diese Personen wissen, wie Leute aus der Diaspora denken – im Unterschied zur lokalen kamerunischen Bevölkerung:
„Man kann nicht vergessen, wir sind auch von der Diaspora, das bedeutet, […] wir haben nicht mehr diese Ansicht, wir leben nicht mehr in Kamerun seit längerer Zeit, fünfzehn, manche zwanzig Jahre. […] Das bedeutet, um ein Projekt dort richtig auf die Beine zu stellen, müssen wir Partner dort suchen, an dem Ort wo wir arbeiten. Weil das Projekt muss nämlich verfolgt werden, es muss jemand dort sein, der das Projekt weiterführt“ (ebd. 12:40).
Sind keine ehemaligen Diasporamitglieder vor Ort, arbeitet der VKII mit der Bevölkerung und Vereinen vor Ort zusammen (ebd. 15:45).
Während der Durchführung des Projektes werden Formalitäten (wie beispielsweise Abmessungen) von den Projektpartnern vor Ort durchgeführt. Die Kommunikation erfolgt meist über Telefon und Social Media Technologien wie Skype. Die Installation der Solaranlagen wurde durch Ingenieure des VKII im Rahmen von Projektreisen umgesetzt. In diesem Rahmen wurden zudem einige Dorfbewohner technisch ausgebildet, um die Instandhaltung der Anlage nach Projektabschluss zu gewährleisten (BONOMAK 21.06.2016, 21:44).
Eine häufig auftretende Schwierigkeit bei der Projektumsetzung ist Bonomak zufolge, die anfängliche Skepsis der Bevölkerung vor Ort gegenüber den Projektaktivitäten des VKII. Zwar werden Probleme, wie etwa eine unzureichende Energieversorgung von der Bevölkerung erkannt, jedoch stehen sie den Maßnahmen des VKII trotzdem anfangs skeptisch gegenüber. Da die ländliche Bevölkerung größtenteils arm ist und nicht über die fachlichen Kenntnisse verfügt, herrschen oft Ängste bezüglich möglicherweise anfallenden Kosten. Somit muss im Voraus geklärt werden, warum die Maßnahmen des VKII sinnvoll und wichtig sind (ebd. 17:30). Sobald die Maßnahmen erfolgreich durchgeführt wurden, sind die
Reaktionen positiv:
„Wenn das Projekt läuft, sind die Leute natürlich zufrieden, sie sehen eine Veränderung in ihrem Leben. Bis jetzt gab es keine Kritik nach Projektabschluss, wenn die Leute sehen, dass keine Kosten auf sie zukommen und sie sich nur um die Instandhaltung kümmern müssen, sind sie zufrieden“ (ebd. 23:33).
Es kann also festgehalten werden, dass der Verein Kamerunischer Ingenieure und Informatiker insbesondere das Ziel verfolgt, die in der Diaspora erworbenen Kenntnisse seiner Mitglieder nach Kamerun bzw. ganz Afrika zu tragen, um somit einen Wissens- und Technologietransfer zu bewirken. Einen besonderen Stellenwert in der Arbeit des VKII nehmen die diasporischen, transnationalen Akteure und ihre Vernetzung innerhalb von Deutschland aber auch über Ländergrenzen hinweg ein. Eine weitere Besonderheit des VKII besteht in der Einteilung der Mitglieder in Arbeitsgruppen, die eine besonders professionelle Durchführung der Projekte möglich macht.
Quelle: Bachelorarbeit; Vorgelegt von Almut Huss
Thema
Die Diaspora als Brückenbauer und Entwicklungsmotor?
Eine Betrachtung am Beispiel afrikanischer Diasporaorganisationen in Berlin.
Mehr Bilder über das Ndambog-Projekt sind unter folgendem Link ersichtlich: Hier